So, ich wall-of-texte einfach nochmal, weil
es ein interessantes Thema ist :).
Ich habe schon öfter gehört, dass RPler so eine Art pen&paper-Charakterentwicklung machen, also ein "Wie verteile ich meine maximalen X Punkte auf die Eigenschaften A,B,C?"
Ich
mache es nun ja auch nicht explizit mit Punkten, sondern nach
Bauchgefühl. Ich schreibe es mir aber dann aber meist doch auf,
damit ich den Überblick behalten kann und nicht auf einmal neue
Fähigkeiten auftauchen, nur weil es mir grade mal ins RP passt. Kann
man sicherlich mal häufiger machen, wenn der Charakter noch im
Aufbau ist oder man das gut kann. Ich selber neige dann aber ganz
gerne zu Wildwuchs an Fähigkeiten, wenn ich nicht aufpasse.
So habe ich allerdings nie RP gemacht. Ich hab das mal bezeichnet als "literarisch": Der Charakter hat eine Ausgangsposition, aber die kenne ich als Autor anfangs nicht komplett. Grundzüge, klar. Aber nicht alles. Das entwickelt sich erst im RP. Und auf diese Weise entwickelt sich der Charakter halt weiter.
Generell
handhabe ich das auch so. Wobei es von Charakter zu Charakter
unterschiedlich war. Manchmal hatte ich zu Beginn bereits eine recht
ausführliche, detaillierte Hintergrundgeschichte geschrieben, aus
dem sich seine meisten Eigenschaften ergeben haben und habe auf
dieser den Charakter dann im ingame RP weiterentwickelt. Bei anderen
waren es nur einige wichtige Eckpunkte die ich dann im RP auch gerne
mal spontan ausgeschmückt habe. Beides hat seinen Reiz und seine
Tücken. Wichtig ist nur das es am Ende konsistent wirkt und der
Charakter nicht beim einen Spielabend so, zwei Spielabende danach
aber wieder anders ist. Was mir persönlich mit einer ausführlichen Geschichte
meist etwas leichter fällt. Aber das ist dann letztlich auch
Geschmackssache wie viel man improvisiert.
Oder Einsiedlertum? Oder müsste er, nach deiner Logik, jetzt irgendwo "Minuspunkte" haben? Muss er etwa ein menschlisches Arschloch sein?
Hier
ist wohl wieder die Frage was wirklich eine Schwäche ist und was
nicht. Das ist so einfach wohl gar nicht zu beantworten. Es gibt
körperliche, geistige als auch charakterliche Schwächen die man
gegen die Stärken, die ebenso divers sein können, aufwiegen könnte um zu einem insgesamt ausgewogenem, interessanten Charakter zu kommen.
Das Leben in Einsiedlertum erst mal wäre für mich zum
Bespiel
nicht direkt eine Schwäche, sondern schlicht Teil seines
Hintergrunds. Es könnten sich daraus ja Stärken aber auch Schwächen entwickelt haben. Der Charakter könnte ja überaus selbstsicher, selbstständig und
in sich ruhend geworden sein, das würde dann wohl eher eine Stärke sein.
Wurde er aber durch dieses Leben eher sonderlich, recht
schreckhaft,
schweigsam
(was
ggf. auch mal eine Stärke sein könnte) und
hat aufgrund einseitiger Ernährung, weil er ein
miserabler Koch war,
irgend ein körperliches Leiden entwickelt, wäre es wohl eher mehr
eine Schwäche.
Und ein Arschloch muss er natürlich nicht
sein, ob er nun überwiegend Stärken hat oder nicht. Das betrifft
ohnehin weniger Schwächen/Stärken als die Frage nach seiner
Gesinnung (Gut/Neutral/Böse). Und die ist ja wieder ein ganzes Thema
nur für sich. Mächtige, gute Charakter sind aber wesentlich
zugänglicher und allgemein verträglich als mächtige, böse
Charaktere. Die haben zwar sicherlich auch ihren Reiz, man muss sich
aber auf gelegentlichen Gegenwind einstellen, hat meist weniger
potentielle, langfristige Spielpartner und muss mehr auf
Ausgewogenheit achten.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass charakterliche Schwächen, die der Spieler seinem Charakter gibt, auf Dauer nicht durchzuhalten sind. Auch wenn sie am Anfang witzig oder amüsant oder beiläufig erscheinen.
...
Hochmagier, die mit einem Wisch Zorn vom Himmel brechen können, haben das Problem jedenfalls nicht
Da gebe ich dir teilweise recht.
Schwächen konsistent auszuspielen ist wohl eine Kunst für sich. Man
neigt gerne dazu die mal unter den Tisch zu kehren wenn es einem
gerade gelegen kommt. Sie deshalb aber einfach ganz weg zu lassen ist
allerdings aus diesem Grund keine Option für mich, sondern eben die
Herausforderung daran den Charakter damit zu versehen und ihn dadurch authentisch wirken zu lassen.
Tatsächlich hast du das Problem aber
bei Stärken genau so und es fällt oft noch schwerer sich dran zu halten. Denn auch die Stärken müssen konsistent
sein, zumindest über einen bestimmten Zeitraum im Leben des
Charakters. Genau wie eine Schwäche nicht vom einen auf den anderen
Tag verschwinden sollte, sollte eine Stärke nicht vom einen Tag auf
den anderen Tag beliebig noch oben skaliert werden. Magie ist da ein
recht interessantes aber auch das komplizierteste Beispiel, da sie im
Realen nicht existiert und man sie damit mehr als körperliche
Fähigkeiten den eigenen Wünschen anpassen kann, sofern man sich
halbwegs innerhalb der entsprechenden Lore bewegt. Ich nehme mal
wieder meinen Ork Schamanen als Beispiel, einen der wenigen Fällen
wo ich Zauber auch ins RP mehr einbezogen habe. Für ihn habe ich mir
tatsächlich zuvor überlegt, welche Zauber er wirken können soll im
RP, was deren erhofftes Ergebnis
ist und was sozusagen der Preis für den jeweiligen Zauber ist. Mal
eine Kerze anzünden. Okay, geschenkt. Ein größerer Flammenzauber?
Mh, vielleicht ein Paar Verbrennungen an den Händen und Nasenbluten.
Das geht dann so weiter, bis hoch zur Ohnmacht und schließlich Tod.
Warum der ganze Aufwand? In ziemlich jedem Universum ist Magie gleich
wie eine körperlicher Tätigkeit eben nichts kostenloses sondern
unterliegt gewissen Beschränkungen, negativen Effekten oder
ähnlichem und sei es so simple, das man den Zauber XY eben nicht zig
mal hinter einander wirken kann weil du nicht genug „Mana“ hast.
Nur das du im RP eben keinen Balken hast, sondern nur die
Beschränkungen die du dir selbst sinnvollerweise gesetzt hast.
Und wenn mein Charakter nun einem
Gegner gegenüber steht, sei es ein echter Spieler oder, vielleicht
das etwas bessere Beispiel, ein übermächtiger Gegner gestaltet von
einem Spielleiter im Rahmen eines Plots, der mir vollkommen überlegen
ist, kann mein Charakter nicht auf einmal seine bisher maximale
Fähigkeiten übersteigen, nur weil es mir dann grade in den Kram
passt. Da bliebe wohl nur die Flucht oder so. Alles andere wäre für Mitspieler, die
mich vorher schon mal bei einem weniger mächtigen Zauber vom
Schlachtfeld schleppen mussten, wenig logisch.
Das ganze aber sehe ich aber auch
wieder nicht zu eng, es soll ja auch Spontanität möglich sein. Ich
hab dann natürlich auch mal spontan einen neuen Zauber improvisiert, der mir im Rahmen, den ich mir mit den anderen Zaubern gesteckt hatte
realistisch erschien. Vermutlich könnte man das auch vollständig
spontan machen, muss man nur mehr aufpassen das es passt und nicht
vollkommen willkürlich wirkt.
PS.: So langsam wird es Offtopic hier .